Reit- und tiergestützte Therapie – Ein neuer Co-Therapeut zieht ein

Die LIFE Jugendhilfe stellt das neuste Mitglied ihres Co-Therapie-Teams vor

Lori ist 13 Jahre alt, fuchsfarben, weiblich und das neuste Mitglied der Reit- und tiergestützten Therapie bei der LIFE Jugendhilfe im Schulungszentrum Himmelreich. Die Stute hat bereits ihre Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgenommen, denen reittherapeutische Maßnahmen dabei helfen sollen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

Die LIFE Jugendhilfe hat das Ziel, bindungsgestörten Kindern und jungen Erwachsenen dabei zu helfen, emotionale Sicherheit zu erlangen, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und anzunehmen, sowie Vertrauen in Bezugspersonen zu gewinnen. Die Maßnahmen finden im Rahmen individualpädagogischer Standprojekte statt, bei denen eine 1:1-Betreuungsperson den Betreuten rund um die Uhr zur Verfügung steht.

Die Standprojekte werden häufig mit verschiedenen therapeutischen Maßnahmen kombiniert, die den jungen Menschen dabei helfen sollen, Selbstbewusstsein zu gewinnen. Ein beliebtes Medium stellt hier die Reittherapie dar, bei der es nicht um den Reitsport, sondern um einen partnerschaftlichen Umgang mit den Tieren geht.

Reit- und tiergestützten Therapie der LIFE Jugendhilfe hat Zuwachs bekommen

Die LIFE Jugendhilfe aus Sachsen-Anhalt bietet ihren Betreuten bereits seit vielen Jahren Möglichkeiten zur Reittherapie und tiergestützten Therapie an. Die beiden tierischen Co-Therapeuten Tobi und Dreamy werden seit dem 16. Mai 2023 von einer 13 Jahre alten Stute namens Lori unterstützt.

Wie die LIFE Jugendhilfe bekannt gab, hat sich Lori schnell eingelebt und unter der Begleitung von Reittherapeutin Frau Krone bereits ihre Arbeit mit betreuten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgenommen.

Reittherapie bei der LIFE Jugendhilfe

Bei der reit- und tiergestützten Therapie der LIFE Jugendhilfe geht es weniger darum, den Betreuten das Reiten nahezubringen, als vielmehr um einen partnerschaftlichen Umgang mit den Tieren. Die Therapie-Teilnehmer übernehmen die Versorgung und Pflege der Pferde vor und nach dem Reiten sowie das Sauberhalten der Materialien und des Arbeitsplatzes.

Das bedeutet, das nicht zwangsläufig in jeder Therapiesitzung geritten wird. Wie die Erfahrung der LIFE Jugendhilfe Mitarbeiter gezeigt hat, gibt es durchaus Tage, an denen die Beteiligten Spaß an anderen Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem Tier haben, wie zum Beispiel der Bodenarbeit, Pflege der Pferde oder gemeinsamen Spaziergängen mit den großen Vierbeinern.

Rücksichtnahme auf alle beteiligten

Bei jeder Therapiesitzung steht die Tagesform aller Beteiligten im Vordergrund. Das bedeutet, dass nicht nur auf die Betreuten Rücksicht genommen wird, sondern auch auf das Befinden der Tiere. Ist ein Pferd krank, bedeutet das, dass das Reiten nicht stattfindet. Stattdessen werden die Tiere verantwortungsvoll unter der fachkundigen Anleitung von Reittherapeutin Frau Krone versorgt.

Diese Erfahrung kann für die betreuten Personen ein wichtiger Prozess sein. Die Kinder und Jugendlichen, die von der LIFE Jugendhilfe unterstützt werden, haben häufig Probleme beim zwischenmenschlichen Umgang mit anderen Menschen. Diese Bindungsstörungen sind oft auf Traumata der Vergangenheit zurückzuführen und machen es den Betreuten schwer, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Um zu lernen, wie man Verantwortung für ein anvertrautes Lebewesen übernimmt, ist es wichtig zu verstehen, dass Tiere ebenso eigene Bedürfnisse haben wie Menschen. Die betreuten Personen lernen, diese Signale wahrzunehmen und zu deuten.

Was ist therapeutisches Reiten?

Die Therapie mit Pferden ist eine ganzheitliche Therapieform, die sich bei der LIFE Jugendhilfe bereits seit Jahren bewährt. Beim therapeutischen Reiten geht es darum, Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen oder Störungen durch den Kontakt mit Vierbeinern zu fördern und zu unterstützen.

Das heilpädagogische Reiten zielt darauf ab, die Menschen durch intensiven Kontakt zum Pferd zu fördern und sie ganzheitlich sowohl auf körperlicher las auch auf geistiger, emotionaler und sozialer Ebene anzusprechen. Der Kontakt erfolgt bei der reit- und tiergestützten Therapie nicht nur durch Reiten, sondern auch durch andere Tätigkeiten, die mit den Pferden in Verbindung stehen.

In welchen Fällen kann die reit- und tiergestützte Therapie hilfreich sein?

Die reit- und tiergestützte Therapie der LIFE Jugendhilfe richtet sich an junge Menschen, die unter inneren Belastungen leiden. Besonders effektiv hat sich das Angebot bei Personen erwiesen, die unter

  • einer posttraumatischen Belastungsstörung
  • sozialen Ängsten
  • mangelnder Körperwahrnehmung
  • Vertrauensproblemen
  • vermindertem Selbstwertgefühl
  • vermindertem Realitätsbezug
  • emotional-kognitiv-motorischer Dysbalance oder
  • eingeschränkter Selbst- und Fremdwahrnehmung leiden.

Auch Personen, die unter einer Aufmerksamkeitsstörung wie ADHS oder ADS leiden, können von der reit- und tiergestützten Therapie profitieren, da die Arbeit mit Pferden und das Reiten die Konzentration und Ausdauer fördert.

Was bewirkt therapeutisches Reiten?

Therapeutisches Reiten und tiergestützte Therapie können sich auf folgende Bereiche positiv auswirken:

  • Emotionen: Da ein Pferd sämtliche Emotionen seines Reiters spiegelt, macht es innere Prozesse äußerlich sichtbar. Das Pferd hilft den Betreuten auf diese Weise, sich selbst zu verstehen und kann zum Abbau von Ängsten, Aggressionen und Verhaltensstörungen beitragen.
  • Sozialverhalten: Durch den Kontakt mit Tieren, die einem unvoreingenommen und ohne Wertung begegnen, kann Vertrauen neu erlernt werden. Die zu Betreuenden fühlen sich, oft zum ersten Mal in ihrem Leben, willkommen und wertgeschätzt.
  • Kognitives Verhalten: Reiten fördert die Konzentration und Ausdauer
  • Körperwahrnehmung: Während des Reitens lernt die betreute Person, ihren Körper im Rahmen des Bewegungsrhythmus zu spüren. Durch den andauernden Körperkontakt lernt der Reiter, Nähe sowohl auszuhalten als auch zu geben.

Da es sich bei Pferden um körperlich sehr große Tiere handelt, spielt bei der reit- und tiergestützten Therapie auch die Situation selbst eine große Rolle. Insbesondere auf Kinder und Jugendliche können Pferde zunächst einschüchternd und ungewohnt wirken.

Sobald die jungen Menschen die Situation gemeistert und Zugang zum Tier gefunden haben, fassen sie in der Regel Selbstvertrauen. Die Erfolgserlebnisse beeinflussen die Therapie-Teilnehmer positiv und schaffen schöne Erinnerungen, an die die Kinder und Jugendlichen gern zurückdenken.

Warum eignen sich vor allem Pferde für eine tiergestürzte Therapie?

Die LIFE Jugendhilfe setzt nicht ohne Grund Pferde als Co-Therapeuten ein. Pferde sind sensible Tiere, die bei ihrem Reiter eine klare Kommunikation voraussetzen und nur eindeutige Signale auf nonverbaler Ebene senden sowie aufnehmen. Ein Pferd interessiert sich nicht für die Vergangenheit eines Menschen, sondern lediglich dafür, wie sich dieser im Augenblick fühlt und wie er in der Gegenwart agiert. Dazu kommt, dass sich Pferde nicht durch Äußerlichkeiten täuschen lassen, sondern auf Gestik, Stimme, Atmung, Stimmungssignal, Körperspannung und Echtheit achten. Durch diesen direkten Aufforderungscharakter schaffen Pferde eine beruhigende und motivierende Atmosphäre.